Warum Programmiersprachen keine Religionen sein sollten

Als Entwickler begegnet man immer wieder denselben Diskussionen: „JavaScript ist Müll, weil es nicht typsicher ist!“, „PHP ist total veraltet und schlecht!“, „Java? Viel zu aufgebläht und langsam!“ – die Liste lässt sich endlos fortsetzen. Und ehrlich gesagt, diese Gespräche langweilen mich. Warum? Weil sie oft auf Vorurteilen basieren und nicht auf einem echten Verständnis für die jeweiligen Sprachen und ihren Einsatzbereich.

Lasst uns mal ein paar dieser typischen „Hass-Floskeln“ unter die Lupe nehmen und schauen, was wirklich dahintersteckt.


JavaScript: „Nicht typsicher, deshalb Mist!“

Vorurteil:
JavaScript wird oft als „chaotische Sprache“ bezeichnet. „Es gibt keine Typen! Alles kann alles sein, das führt doch nur zu Bugs.“

Realität:
Ja, JavaScript ist dynamisch typisiert. Aber genau das macht es auch so flexibel! Für viele Use Cases – vor allem im Web – ist diese Flexibilität ein riesiger Vorteil. Und falls du unbedingt Typensicherheit möchtest, gibt es mit TypeScript eine mächtige Lösung, die nahtlos mit JavaScript zusammenarbeitet.

Fazit:
JavaScript ist nicht „Mist“. Es ist nur nicht das Richtige, wenn du strikt typsichere Systeme brauchst – aber dann benutzt du halt TypeScript oder eine andere Sprache. Problem gelöst.


PHP: „Veraltet und schlecht designed!“

Vorurteil:
„PHP ist doch diese alte Sprache, mit der man nur hässliche Websites baut. Keiner, der ernst genommen werden will, nutzt das noch.“

Realität:
Klar, PHP hat eine wilde Vergangenheit (wer erinnert sich nicht an mysql_query?), aber die Sprache hat sich massiv weiterentwickelt. Mit Frameworks wie Laravel oder Symfony kannst du moderne, robuste Anwendungen bauen. Facebook, WordPress, und viele andere große Projekte nutzen PHP – und das nicht ohne Grund.

Fazit:
Veraltet? Nein. Es ist einfach eine Sprache, die in ihrem Ökosystem glänzt, aber vielleicht nicht das coolste Image hat. Und seien wir ehrlich: Solange die Ergebnisse stimmen, ist das Image Nebensache.


Java: „Langsam und zu schwerfällig!“

Vorurteil:
„Java-Anwendungen starten ewig langsam und brauchen riesige Mengen RAM. Moderne Entwickler nutzen das doch nicht mehr.“

Realität:
Ja, die JVM braucht beim Start mehr Zeit als eine einfache Skriptsprache, aber das ist der Preis für die unglaubliche Portabilität und Performance. Moderne Java-Versionen haben das Problem mit schnellerem Start und besserem Ressourcenmanagement auch angegangen. Und: Java läuft in großen Unternehmen weltweit in kritischen Anwendungen. Das macht man nicht mit einer schlechten Sprache.

Fazit:
Wenn du Performance brauchst und plattformunabhängig sein willst, ist Java eine gute Wahl. Die „Langsam“-Schublade passt da schon lange nicht mehr.


Python: „Nicht performant genug!“

Vorurteil:
„Python ist langsam. Warum sollte man das nutzen, wenn es C++ oder Go gibt?“

Realität:
Python war nie dafür gedacht, der Performance-König zu sein. Es glänzt durch Lesbarkeit und eine riesige Community mit unzähligen Bibliotheken. Für KI, Data Science und viele andere Anwendungsbereiche ist Python dank Libraries wie TensorFlow oder Pandas unschlagbar. Wenn du Performance brauchst, kannst du trotzdem in Cython optimieren oder kritische Teile in einer anderen Sprache schreiben.

Fazit:
Python ist keine Lösung für alles, aber die Kombination aus Einfachheit und Flexibilität macht es unschlagbar in vielen Bereichen.


Golang: „Zu einfach, das kann doch nix!“

Vorurteil:
„Go ist zu simpel. Keine Vererbung, keine fancy Features wie in C++ oder Java.“

Realität:
Genau diese Einfachheit ist der Punkt! Go wurde entwickelt, um skalierbare, performante Anwendungen zu schreiben, ohne dabei in der Komplexität von Features zu ersticken. Du opferst vielleicht etwas Flexibilität, gewinnst dafür aber Lesbarkeit und Wartbarkeit – besonders in großen Teams.

Fazit:
Go ist perfekt für Microservices, Netzwerkanwendungen und alles, was schnell und zuverlässig laufen muss. Weniger ist hier tatsächlich mehr.


Fazit: Jede Sprache hat ihre Bühne

Es gibt keine „beste Programmiersprache“. Es gibt nur die beste Sprache für ein bestimmtes Problem. Statt zu sagen „X ist schlecht, weil…“, sollten wir uns fragen: „Warum wurde diese Sprache entwickelt? Und wo spielt sie ihre Stärken aus?“

Als Entwickler sollten wir neugierig und offen bleiben. Denn wenn wir ehrlich sind, lernt man aus jeder Sprache etwas Neues – selbst aus den vermeintlich schlechten.

Am Ende zählt doch nur eins: Funktioniert’s?

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